Bautrocknung mit Infrarotheizungen

Warum und wie die Trocknung mit Infrarotheizungen funktioniert und einem Kondenstrockner mit oder ohne Heizlüfter überlegen ist.

Wasser benötigt zum Verdampfen Energie, etwa 2,3MJ/kg. Um also einen Liter flüssigen Wassers in Wasserdampf gleicher Temperatur zu verwandeln, muss man 2,3MJ an Energie zuführen. Mit einer Leistung von 1kW dauert das etwa 35min. Nun ist es aber so, dass die zugeführte Energie nicht automatisch zum Verdunsten des Wassers führt. Der Sättigungsdampfdruck bei 21°C ist so klein, dass er schon bei 2,5% (Volumen) erreicht ist. Das entspricht etwa 15g Wasser pro m³ Luft (nicht mal ein Schnapsglas voll). Weitere Energiezufuhr führt dann vorerst zu Erwärmung, wodurch wiederum der Sättigungsdampfdruck steigt (beträgt bei 33°C bereits das doppelte als bei 21°C!), und weiteres Wasser verdampfen kann. Der Sättigungsdampfdruck hängt nicht von der Lufttemperatur, sondern nur von der Temperatur der Bauteiloberfläche ab!

Um eine optimale Trocknung eines Bauteils zu erzielen muss man also (unter anderem):

  1. die Bauteiltemperatur (und damit den Sättigungsdampfdruck) ausreichend erhöhen
  2. die zur Verdunstung notwendige Energie zuführen
  3. "feuchte" Luft, d.h. mit Wasserdampf gesättigte, durch "trockene" austauschen

Herkömmliche Trocknungsmethoden (Kondenstrockner mit Heizlüfter) decken zwar Punkt 3 gut ab, sind bei Anforderung 1 und 2 jedoch sehr ineffizient.

Dazu muss man verstehen wie die Energie ins Bauteil kommt:

  • Einerseits kann Wärmeenergie durch Wärmeleitung bei direktem Kontakt übertragen werden. Warme Luft transportiert also auch Wärme ins Bauteil, allerdings nur vergleichsweise langsam und ineffizient.
  • Die notwendige Energie kann auch durch Mikrowellen zugeführt werden, diese Methode hat jedoch diverse Nachteile (teuer, umständlich zu handhaben, für Mensch und Tier gefährliche Strahlung; eventuell ist diese Methode auch schädlich fürs Mauerwerk durch Bildung lokaler Hot-Spots und ungleichmäßige Erwärmung).
  • Infrarot, eine andere Form von elektromagnetischer Strahlung, hat diese Nachteile nicht. Die Strahlung unserer Infrarotstrahler ist ungefährlich, die Geräte sind einfach zu handhaben und ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen einsetzbar. Darüber hinaus sind sie lautlos und wirbeln keinen Staub auf.

Wo liegen nun genau die Vorteile der IR-Trockner gegenüber der Kombination Heizlüfter/Kondenstrockner?

  • Die Strahlung kommt ohne Übertragungsmedium (Luft) aus, welches erhitzt und umgewälzt werden muss. Die Energie wird zielgerichtet dorthin gelenkt, wo sie zum Verdampfen des Wassers benötigt wird.
  • Die Geräte sind lautlos und wirbeln keinen Staub auf, können daher auch in bewohnten Gebäuden bzw. Räumen eingesetzt werden.
  • Wenn es besonders schnell gehen muss, kann, anstatt die feuchte Luft einfach abzulüften, zusätzlich ein Kondenstrockner eingesetzt werden. Die IR-Trockner sind also auch als Beschleuniger der herkömmlichen Technik einsetzbar.

Wie trocknet man eine feuchte Wand mit Infrarotheizungen?

  • die Platten in einem Abstand von ca. 10-15cm zur Wand aufstellen. Die getrocknete Fläche entspricht in etwa der Größe der Heizplatte. Weiter weg als ca. 30cm sollte die Platte nicht von der Wand entfernt sein. Auf keinen Fall den Abstand kleiner als 5cm machen, oder die Platte abdecken.
  • Günstig erweist sich bei manchen Mauern ein Intervallbetrieb von z.B. 3,5h ein / 0,5h aus. Die Oberfläche trocknet recht schnell, in der "aus"-Phase hat das Wasser Zeit, aus dem Inneren der Wand durch den kapillaren "Sog" nachzusickern, was die Trocknung gleichmäßiger und insgesamt schneller macht / machen kann.
  • Man sollte immer die gesamte Wandhöhe auf einmal trocknen, evt. auch einen trockenen Bereich oberhalb der zu trocknenden Stelle etwas anstrahlen. Bei den Standheizungen gibt es passende Verbindungsprofile, die ein Übereinanderstellen von bis zu 3 Platten ermöglichen.
  • Die feuchte Abluft muss auf alle Fälle "entsorgt" werden. Bei trockenem Wetter oder großflächigem Einsatz der Infrarot-Platten kann das einfach durch Lüften passieren, bei feucht-schwülem Wetter und kalten Kellerwänden kann das Lüften aber auch den gegenteiligen Effekt haben, u.U. muss auch ein Kondens- oder Adsorptionstrockner zusätzlich eingesetzt werden.
  • Wanddicke und Wandmaterial sind ausschlaggebend dafür, wie lange die Trocknung dauert. Siehe hierzu das Video weiter unten.
  • Poröses Mauerwerk trocknet schneller, Gips-Wände z.B. können innerhalb einiger Stunden ausreichend trocken sein.
  • Eine Methode für selber-Trockner wäre, (je nach zu trocknender Höhe bzw. Fläche) ein bis drei "Türme" von 3 Platten (Raumhöhe) alle 12 Stunden zu versetzen, damit eine "Runde" drehen, und das ganze je nach Notwendigkeit noch ein zweites und drittes Mal zu widerholen. Bei Außenwänden, die gewöhnlich dicker als Innenwände sind, kann die Trocknungszeit eventuell länger sein.
  • Nicht mehr als 3 Geräte an einer Steckdose/Stromkreis betreiben.
  • Unbedingt eine Übertrocknung vermeiden (führt zu Schäden am Mauerwerk).

Wichtig:

Bei Hohlräumen mit nasser Dämmung (Zellulose, Steinwolle o.ä.) reichen die Infrarot-Trockner nicht aus - hier sollte Kontakt mit einer Sanierungsfirma aufgenommen werden.

In dem folgendem Video wird eine Bautrocknung mit Infrarotstrahlern vorgenommen. Dem Bericht liegt ein Konkurrenzprodukt zu Grunde, welches mit höherer Leistung und höheren Temperaturen arbeitet. Dadurch ist die oberflächliche Trocknung zwar eventuell schneller. Es steigt aber auch die Gefahr einer Übertrocknung und Überhitzung der Mauer an der Oberfläche (führt u.U. zu Rissen und abplatzendem Verputz), während der Kern noch feucht ist. Geräte mit Oberflächentemperaturen über 100°C müssen außerdem vor Berührung geschützt werden. Ein notwendiger Intervallbetrieb macht den Geschwindigkeitsvorteil hier großteils wieder wett.

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